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Stilistische Komfortzonen

Das Jahr 2003, ich arbeite an meinem Enddiplom des Studiums Textilkunst/Design, das Thema: Traumfrauen- Frauen über 40. Damals porträtierte ich 5 Frauen und ihre Traumstyles mit meinen Modedesigns. Im Zuge dessen habe ich sie nach ihren liebsten Kleidungsstücken gefragt und welches Kriterium besonders wichtig ist. Und da hörte ich diesen Satz zum ersten Mal: "Ich muss mich wohlfühlen in meiner Kleidung." Was dies genau bedeutete außer einer guten Passform, konnte mir aber niemand genau beantworten. Ich kam nach und nach darauf, was dahinter steckt. Die Erkenntnis für mich war: dieses spezielle Wohlfühlen hat nichts mit der Passform zu tun, sondern mit gesellschaftlicher Akzeptanz.


Gesellschaftliche Akzeptanz



"Sich-Wohlfühlen" auf die Kleidung umgelegt heißt oft, dass die Kleidung von der Umgebung für gut und passend bewertet worden ist. Durch Komplimente, Blicke, Worte und mehr. Man ist rein optisch in seiner sozialen Gruppe gut aufgehoben und bewegt sich in einer risikofreien Zone. Schon von Kindheit an ist man geprägt durch die Familie, das Umfeld und entwickelt seinen eigenen Stil. Je stärker das eigene Selbstbewusstsein und das Interesse an Kleidung, desto individueller ist der eigene Look. Sich in der stilistisch akzeptierten Zone aufzuhalten hat Vorteile: man ist akzeptiert, man muss sich nicht erklären, man geht in der Gruppe auf.


Neben den persönlichen Faktoren, dem Eigeninteresse, dem Umfeld, die über den eigenen Stil bestimmen, spielt die Berufswahl eine wichtige Rolle. Eine Modedesignerin sieht anders aus als eine Juristin, eine Försterin anders als eine Friseurin. Während man einer Designerin optische Extravaganzen zugesteht- was wäre sie sonst für eine Designerin- kann sich eine Bankangestellte nur im Privaten stilistisch ausleben. Was passiert, wenn all diese Menschen an einem Ort leben und miteinander befreundet sind? Passen sich die Stile an oder bleibt jede in ihrem Universum? Das wäre interessant zu beobachten.

Photo by Clem Onojeghuo on Unsplash
 



Wenn sich privater Stil und gesellschaftliche Erwartung widersprechen

Während sich die einen über viele Jahrzehnte relativ zufrieden in ihrem Rahmen bewegen, weil sich privater und beruflicher Stil ähneln oder übereinstimmen,  sind andere gelangweilt, fühlen sich in ihrer Entwicklung behindert und möchten etwas Neues. Man stößt an Grenzen, wird darauf aufmerksam gemacht, rudert zurück oder lehnt sich noch weiter hinaus. Oder man erkennt durch unliebsame Erfahrungen, dass man für weniger kompetent und seriös angesehen wird, als man ist. Private und berufliche Anforderungen an den eigenen Stil können sehr unterschiedlich sein und man sollte nie vergessen, dass die Meinung der Umgebung oft nur deren eigenen Horizont abbildet und nicht die ganze Wahrheit. Freundinnen, Schwestern oder Mütter sind nicht immer die besten Ratgeber.

Ich kenne viele, die die Anonymität der Großstadt schätzen in der keiner den anderen kennt und mehr Modewagnis möglich ist. Die Enge des Heimatortes und der engsten Umgebung lässt dies oft nicht zu. An diesem Punkt schließe ich den Text und lade ein zur Selbstreflexion.

Wie geht es Dir mit diesem Thema?
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Spürst du einen Unterschied zwischen Deinem stilistischen Wohlgefühl und dem Wohlgefühl der anderen?